Auf der Straße der Kasbahs zur Wüste und zum Schmelztiegel Marrakesch
Von Meknès startend, mussten wir erstmal über die Hochpässe ( 2400 m ) des hohen Atlasgebirges. Dort war in der Nacht ein Unwetter herübergezogen, das die bewaldeten Berghänge in eine tief verschneite Winterlandschaft verzauberte. Im Gegenzug zu Deutschland, waren aber die Straßen geräumt, sodass wir zügig die ersten 200 km bis Midelt vorankamen.

Eine kurze Imbissrast im Kasbah ASMAA Resort, einem urigen, alt marokkanischen Hotel, und nach weiteren 200 km kamen wir zum Oasenzentrum Erfoud im La Rose du Hotel an. Auch wieder ein Resort im Kasbahs Stil (Lehmbauweise), wo wir weiter Gesundeten und uns auf den Wüstentrip in Erg Chebbi vorbereiteten. Leider, das muss mal gesagt werden, wurden wir in dieser ganzen Zeit nie richtig warm. Sowie du aus der Sonne raus warst, war eine Pudelmütze dienlich. Auch deshalb, Sehnsucht nach der heißen Wüste.

Nur Dank „Navi Osmand“ fanden wir, nach 120 km in einem einsamen Lehmdorf bei Merzouga, zu unseren PKW Abstellplatz. Von dort ging es nämlich nur per Jeep zu unserem Luxury Dessert Camp, inmitten riesiger, feinsandiger Dünen. Kurz gesagt, mehr Wüste und roter Sand ging nicht. Das Zelt war komplett ausgestattet, und wichtig, mit zusätzlichen Wolldecken, denn nachts wurde es saukalt. Mehr Rutschten als Kletterten wir erst mal zu einer Anhöhe, um die riesigen Sandformationen zu bestaunen, plus kleinem Mistkäfer. Um den Sonnenuntergang zu erleben, mieteten wir ein Quad. Der vorausfahrende Gaid leitete mich in halsbrecherischer Kurvenfahrt zur höchsten Düne. Dort erlebten wir das unwahrscheinliche Farbenspiel des Sonnenuntergangs – aber nicht allein. Denn dieses Highlight ließen sich zig Touris, die wie wir, u. a. auch mit ihren Kamelen rechtzeitig den Point erreichten, nicht entgehen. Trotz der vielen Menschen umgab uns alle eine besinnliche, mystische Stille. Nach einem marokkanischem Dinner ( Tajine pur ) im Gemeinschaftszelt, klang der Abend unter einem beindruckenden nächtlichen Sternenhimmel, am Lagerfeuer mit Trommelgesang aus.

Anschließend ging es zu einem weiteren Hotspot, der Stadt Quarzazate, dem Hollywood von Marokko. Die Strecke dorthin wird wegen seiner vielen grünen Oasen mit unzähligen Dattelpalmen, ausgetrockneten Flussläufen, verfallenen Lehmruinen und märchenhaften Dörfern aus gestampften Lehm, auch Straße der Kasbahs genannt. Da die Strecke 450 km lang war, übernachteten wir in der Oasenstadt Tinghir und fuhren von dort aus durch das Dadestal, eine tiefe Gebirgsschlucht. Die in Quarzazate typischen Wohntürme und -burgen aus Lehm dienten unzähligen Filmklassikern als Hintergrund und Darstellung für weltberühmte Schauspieler. ( Lawrence of Arabia, Gladiator, Die Mumie, Der Medicus….) All das konnte man hautnah bei einer Besichtigung in dem unübersichtlichen Gebäudekomplex nachvollziehen. Wir wohnten im abseits gelegene Ressort Sultan Royal. In den feinen, ausgestatteten Wohntürmen war die Filmvergangenheit allgegenwärtig und lies einzelne Episoden/Szenen in uns bildlich wieder aufleben.
Das letzte Stück unserer PKW-Tour führte uns nochmal durch eine typische marokkanische Berglandschaft mit Schluchten, Oasen, Tälern, Serpentinenstraßen und Flussläufen. Unzählige Kasbahs schmiegten sich in die menschenleere Landschaft. Diese einzigartigen Rost-rot-ocker-färbenden Gesteinsformationen gibt es nur in Marokko. Ein schöner Abschluss bevor wir in den Schmelztiegel aller Städte, die rote Stadt Marrakesch, den PKW Opel Astra ohne Beulen nach 1.600 km am Airport abgaben.
Marrakesch, einer der ältesten Makhzener Königstädte des Maghreb. Der internationale Hotspot gilt als einer der beliebtesten und faszinierendsten Städte der Welt. Man kann es nicht beschreiben, man sollte es erleben – wie wir. Zentrum des Geschehens sind die Medina mit ihrem Souk. Von unserem Hotel Grand Magador Menara konnten wir es bequem fußläufig erreichen. Aber zu den schön anzuschauenden Gärten ,Agdal und Menara, sowie Jardin Majorelle, des französischen Kunstmalers in BLAU, nahmen wir eine Kutsche.
Die Medina umfasst den Altstadtkern, der durch seine hohe Festungsmauer, ein in sich abgeschlossenes Stadtgebiet darstellt. Indem der Souk, ein lebendiges, traditionelles Marktviertel, mit einem Labyrinth artigen Netz von engsten Gängen und überdachten Plätzen ist. Ein Irrgarten voller Geschäften, aktiver Werkstätten unterteilt nach Gewerken – mit immer das gleiche, unvorstellbare Warenangebot. Dazwischen wälzen sich Touristenmassen, die manchmal schon in penetranter Weise durch die Ladenbesitzer zum Kauf bedrängt werden. Überwiegend aber auch freundliche, die dich zu einem Glas Pfefferminztee in ihre „Stube“ einladen, um dort mit dir den Preis der Ware auszuhandeln.
Natürlich am Abend zum weltbekannten Gaugler Platz (Djemaa el Fna – Platz der Gehängten). Dort wo sich Marokkaner und Touristen vermischen, um sich an den zahlreichen Essenständen und Garküchen, nach Gerüchen? oder nach Probierhäppchen? , das Abendbrot bereiten lassen. Dazwischen unzählige Händler mit den exotischsten Gegenständen und Leistungsangeboten. Und wäre das nicht genug, ist alles in ohrenbetäubenden Lärm/Geschrei eingefangen. Anschließend hat man nur die Wahl, diese Szenerie zu lieben oder zu hassen – dazwischen gibt es nichts. Wir sind noch beim Überlegen …

Nach soviel original/historischem Marokko, Berber-Apotheken, Lehmbauten, u.u.u. … haben wir Sehnsucht nach etwas westlicher Zivilisation. Auch wenn wir schon einen Vorgeschmack in unserem Hotel in Marrakesch hatten, zieht es uns an die Atlantikküste, um diese uns sehr beeindruckende Zeit in Ruhe aufzuarbeiten und ein bisschen Sonne und Wärme zu tanken.